Detox, Entschlacken, Entgiften alles nur Geldmacherei?

Als Diätologin bin ich in der Zeit des Internets mit vielen Ernährungsthesen konfrontiert. Immer öfters stelle ich dabei fest, dass der Konsument mit der Vielfalt von Informationen überfordert ist und selbst nicht mehr herausfiltern kann, was wissenschaftlich belegt ist und wann es sich um fehlerhafte Informationen handelt. „Weizen ist schlecht, mein Körper muss entschlackt werden (das neue „Hypewort“ dafür ist Detox), Milch entzieht Kalzium, Kokosöl ist gesund“ sind nur wenige Beispiele für diese fehlerhaften Informationen. Meistens haben meine Klienten und Klientinnen schon viel Geld für wissenschaftlich nicht belegte Diagnosen oder Diäten ausgegeben, zu diesen zählen unter anderem: Gentests, Bluttests, Pendeltests. Meist liegt es jedoch am eigenen Ess- und Bewegungsverhalten. Mühsam werden für einige Zeit bestimmte Lebensmittel gemieden, ja sogar verpönt, um dann festzustellen, dass einem etwas fehlt. Nämlich Genuss und Vielfalt! Nach Wochen von Kasteien und Verzichten geben die meisten auf. Ein Gewichtsverlust der vielleicht stattgefunden hat, wird in wenigen Wochen wieder durch den typischen Jojo-Effekt zunichte gemacht. Der nächste vielversprechende – Geld aus der Tasche ziehende – Test oder die nächste vielversprechende Diät wird bestimmt kommen!

Aber nun zu Detox…

Wie bei jedem neuen Ernährungstrend recherchiere ich zuerst die Versprechen der diversen Anbieter und suche nach wissenschaftlichen Studien zum Thema. Um eine Sache sauber beantworten zu können, muss daher klar sein, um was es eigentlich genau geht. Daher suche ich die wissenschaftliche Definition von „Detox“. Und da ergibt sich bereits das erste Problem: die Definiton für „Detox“ fehlt tatsächlich!

Die Idee hinter dem neuen Boom „Detox“ ist, dass selbst gesunde Menschen regelmäßig ihren Körper entgiften sollten. Um welche Gifte es sich hier genau handelt und wie diese Gifte mit Hilfe der Detox-Kur genau entfernt werden sollen, wird jedoch in der Beschreibung der jeweiligen Detox-Kur ausgelassen.

Als Gründe, warum es angeblich notwendig ist, seinen Körper regelmäßig zu entgiften werden Argumente wie Umweltbelastung durch Schadstoffe oder Pestizide, ungesunde Ernährung und gesundheitsschädliche Verhaltensweisen (z.B. Rauchen, Alkohol- und Drogenkonsum) angeführt. Durch die angepriesene Detox-Kur kann man diese Giftstoffe wieder entfernen. Angeblich.

Natürlich nehmen wir mit unserer Umwelt und schlechten Verhaltensweisen Giftstoffe zu uns. Was allerdings in der Wissenschaft unklar ist, in wie weit sich diese Giftstoffe wirklich in unserem Körper ansammeln und ob eine Detox-Kur diese tatsächlich wieder ausscheiden kann.

Bei gesunden Menschen erledigen unsere Entgiftungsorgane die Entsorgung von anfallenden Giftstoffen ohne Probleme und mit Bravour! Es sammeln sich kaum Gifte und ganz bestimmt nicht „Schlacken“ an. Denn auch der Begriff „Schlacken“  ist in der ernährungswissenschaft und Biologie nicht zu finden. Der Begriff „Schlacken“ kommt aus der Metallbranche und bezeichnet Rückstände bei Verbrennungs- und Metallverarbeitungsprozesse.

Wie jetzt Detox-Kuren diese angeblichen Gifte und Schlacken entfernen, wird nicht beschrieben. Klare Definition und Belege fehlen!

Übrigens habe ich erst vor kurzem einen Artikel gelesen, der von „Bondi-Detox“ handelt. Dieses Wort beschreibt ein gesundes Verhalten unter der Woche, das auf „Clean-eating“ und Fitness setzt um am Wochenende guten Gewissens Alkohl zu trinken und Fast Food zu essen.

Wie Paradox solche Verhaltensweisen sind, muss ich wohl nicht weiter erklären. Will ich mich selbst belügen oder will ich tatsächlich einen gesunden Lebenstil?!

Daher hier ein klares Statement an alle gesundheitsbewussten und abnahmewilligen Konsumenten: glauben Sie nicht alles was sie auf nicht wissenschaftlich fundierten Internetseiten oder in Zeitschriften lesen. Mit dem großen Thema Ernährung, Abnehmen und Gesundheit lässt sich viel Geld machen. Hinterfragen Sie „neue“ Ernährungstrends und ziehen Sie lieber Fachpersonal (Diätologen) heran. Denn Ihre Gesundheit sollte fachlich korrekte Information und Betreuung definitiv wert sein. Auch wenn es bedeutet, dass man das eigene Ernährungs- und Bewegungsverhalten effizient reflektieren und sich bisheriges Fehlverhalten eingestehen muss.